
Digitaler Produktpass - warum er Unternehmen jetzt zum Handeln zwingt
Der Digitale Produktpass (DPP) wird die Produktwirtschaft in Europa grundlegend verändern. Was heute noch wie eine regulatorische Pflicht erscheint, könnte sich als strategischer Vorteil erweisen. Doch welche Weichenstellungen sind jetzt notwendig? Und wie können Unternehmen den DPP gewinnbringend nutzen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des ersten großen Workshops von CEN & CENELEC JTC 24, dem Gremium, das die Standards für den DPP entwickelt.
Ich hatte die Ehre, als Co-Chair von JTC 24 vor über 150 Teilnehmern über die neuesten Fortschritte und Herausforderungen zu sprechen. Organisiert von der I-SENSE Group, brachte das Event Expert:innen aus ganz Europa zusammen. Das Ziel: eine branchenübergreifende, einheitliche Lösung für Unternehmen zu schaffen.
Doch die eigentliche Frage ist: Was bedeutet das konkret für Unternehmen?
Der regulatorische Druck steigt
Die Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR) wird den Digitalen Produktpass bis 2030 verpflichtend machen – und zwar für fast alle Branchen. Wer auf den EU-Markt will, kommt um den DPP nicht herum. Das bedeutet:
Ohne DPP kein Marktzugang – Unternehmen, die nicht vorbereitet sind, riskieren hohe Kosten und Verzögerungen.
Standards müssen eingehalten werden – Einheitliche, interoperable DPPs sind notwendig, um Transparenz und Nachverfolgbarkeit zu gewährleisten.
Datenmanagement wird zum Schlüsselfaktor – Wer seine Produktdaten nicht im Griff hat, wird Probleme bekommen.
Der Druck auf Unternehmen steigt – aber gleichzeitig entsteht eine große Chance für Innovation und Effizienz.
Mehr als nur Compliance: Warum der DPP ein strategischer Vorteil ist
Viele Unternehmen betrachten den Digitalen Produktpass als bürokratische Pflicht. Doch richtig genutzt, wird er zum Gamechanger:
Transparenz in der Lieferkette: Alle relevanten Produktinformationen sind jederzeit abrufbar – für Kunden, Zulieferer und Behörden.
Nachhaltigkeit & Kreislaufwirtschaft: Der DPP liefert die Basis für Recycling- und Reparaturmodelle. Unternehmen, die zirkuläre Geschäftsmodelle forcieren, haben einen Vorsprung.
Wettbewerbsvorteil: Wer früh auf den DPP setzt, stärkt seine Marke und hebt sich von der Konkurrenz ab.
Ein Beispiel: Ein großer Modehändler integriert den DPP bereits heute in seine Produktstrategie. Kund:innen können mit einem Scan nachvollziehen, woher die Rohstoffe stammen, ob das Produkt recyclebar ist und wie es gepflegt werden sollte. Das stärkt das Kundenvertrauen – und steigert die Markentreue.
Wie Unternehmen sich jetzt vorbereiten sollten
Der DPP ist kein Datenspeicher, sondern lebt von den Informationen, die ihm zur Verfügung stehen. Product Information Management (PIM) spielt eine zentrale Rolle. Ohne eine strukturierte Datenbasis bleibt der DPP eine leere Hülle.
Die wichtigsten Schritte:
Produktdaten zentralisieren – Ein PIM-System sorgt für konsistente, abrufbare Daten.
Datenqualität prüfen – Welche Informationen fehlen aktuell für den DPP?
Schnittstellen definieren – Wie lassen sich bestehende Systeme mit dem DPP verbinden?
Mehrwerte nutzen – Wie kann der DPP in der Kundenkommunikation eingesetzt werden?
Gute Nachrichten: Unternehmen müssen nicht auf fertige Gesetze warten, um aktiv zu werden. Wer jetzt investiert, spart später hohe Kosten.
Fazit: Jetzt handeln, um den Vorsprung zu sichern
Digitaler Produktpass - die Standardisierung des DPP nimmt Fahrt auf – und Unternehmen sollten jetzt beginnen, sich vorzubereiten. 2030 mag noch weit entfernt erscheinen, doch wer heute kluge Entscheidungen trifft, wird später einen entscheidenden Vorteil haben.
Der DPP ist keine Last, sondern eine riesige Chance. Unternehmen, die ihn strategisch nutzen, positionieren sich als Vorreiter in einer sich verändernden Produktwirtschaft. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, den ersten Schritt zu gehen.