Digitaler Produktpass: Die neue Grundlage für Produktdaten in Europa
- Lioba Galliet

- vor 1 Tag
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Während das Lieferkettengesetz bereits abgeschwächt wurde und Teile des Green Deals neu priorisiert werden, bleibt der Digitale Produktpass gesetzt.
Denn auch wenn der DPP im Rahmen des Green Deals entstanden ist, war er nie ein reines Nachhaltigkeitsinstrument: Er ist von Anfang an als digitale Produktdatenbasis der EU konzipiert.
Digitaler Produktpass: Was er für Produktdaten in Unternehmen konkret bedeutet
Digitaler Produktpass: Der DPP verändert die Anforderungen an Produktdaten insgesamt.
1. Produktdaten müssen künftig strukturiert, verknüpfbar und versionsfähig sein
Der DPP verlangt Daten über den gesamten Lebenszyklus hinweg:
Materialien → Komponenten → Produktion → Nutzung → Reparatur → Recycling.
Dafür brauchen Unternehmen konsistente Datenmodelle und zentral gepflegte Informationsstrukturen.
2. Compliance wird digital
Der DPP wird ein zentrales Nachweisinstrument für Marktzugang und Produktsicherheit. Dokumente in PDF-Form oder Excel-Listen reichen künftig nicht mehr aus – Daten müssen maschinenlesbar bereitgestellt werden.
3. Lieferantenintegration wird unvermeidlich
Viele für die Produkte relevanten Daten entstehen in der Lieferkette. Unternehmen müssen deshalb digitale Datenflüsse mit Lieferanten aufbauen und standardisieren.
4. IT-Systeme müssen zusammenarbeiten
Um die Daten für den DPP am Ende konsistent bereitstellen zu können, müssen Informationen aus ERP-, PIM-, MDM-, PLM- und Lieferantensystemen zusammengeführt werden – technisch oder prozessual.
Wer früh anfängt, kann Prozesse systematisch aufbauen, schrittweise testen und bereits DPP-ready Datenstrukturen entwickeln.
Um diese Anforderungen richtig einzuordnen, lohnt ein Blick auf den regulatorischen Rahmen, der den DPP trägt.
Warum politische Entwicklungen den DPP nicht berühren
Auch wenn Nachhaltigkeitsvorgaben in der EU neu priorisiert werden: Der DPP gehört nicht zu diesen Verschiebungen. Er ist fest im europäischen Produktrechtsrahmen verankert – insbesondere in der Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR).
The Digital Product Passport is a key innovation under the 2024 Ecodesign for Sustainable Products Regulation to store and share relevant data about a product's sustainability, durability and other environmental aspects.
Europäische Kommission, 2025 – Pressemitteilung, DG GROW
Der DPP wird die gemeinsame Produktdaten-Schicht Europas
Die EU-Kommission beschreibt den DPP als Instrument, das Produktinformationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette digital erfasst, verarbeitet und zugänglich macht – für Unternehmen, Behörden und Verbraucher.
Damit entsteht eine horizontale Dateninfrastruktur, die:
Produktdaten harmonisiert,
digitale Marktüberwachung ermöglicht,
und in zahlreichen Rechtsakten als Pflichtwerkzeug vorgesehen ist.
The DPP will be required across a wide range of products and will provide authorities, consumers and supply-chain actors with reliable information on product compliance, sustainability and circularity.
European Commission — ESPR introduction, 2024
Und weiter:
It will create a harmonised framework for product information to support the functioning of the internal market and market surveillance.
(European Commission — ESPR introduction, 2024)
Darum bleibt der DPP
Vier Gründe machen den DPP höchst relevant:
Systemische Verankerung
Er ist Teil vieler unterschiedlicher Rechtsakte.
→ Man kann ihn nicht streichen, ohne große Teile des EU-Produktrechts neu zu schreiben.
Ökonomische Gründe
Harmonisierte Produktdaten reduzieren Kosten, Prüfaufwand und Lieferkettenrisiken.
Digitale Marktüberwachung
Der DPP ist Voraussetzung, um Produktkontrollen digital durchzuführen.
Globaler Trend
USA (FDA Data Schemes), China (Product Traceability Standards) und UK gehen in die gleiche Richtung.
Der DPP wird zum Standard
Trotz politischer Diskussionen um Green Deal und LkSG bleibt der Kurs eindeutig: Der DPP ist die künftige, verbindliche Infrastruktur für Produktdaten in Europa. Nicht nur für Nachhaltigkeit, sondern für Produktkonformität, Marktüberwachung und digitale Lieferketten.


