Digitaler Produktpass: Wenn Produkte sprechen und Nachhaltigkeit erlebbar wird
- Lioba Galliet

- 20. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

Was passiert, wenn Designforschung und Technologie dem Produkt das Reden beibringen und Nachhaltigkeit plötzlich ganz anders klingt
Produkte stehen still. Sie liegen in Regalen, hängen an Haken, ruhen auf Paletten. Und doch tragen sie alles in sich: Herkunft, Materialien, Ideen, Verantwortung.
Was passiert, wenn sie das alles mitteilen dürfen?Wenn ein Turnschuh erzählt, wer ihn gemacht hat? Wenn eine Weinflasche ihre Reise beschreibt?
Genau an dieser Stelle setzt das gemeinsame Projekt der Narravero und der FH Münster an. Es untersucht, wie Produkte über den Digitalen Produktpass wirklich in den Dialog treten können – verständlich, einladend, relevant.
Was ein Produkt sagt und wie es verstanden wird
Dass der Digitale Produktpass (DPP) kommt, ist längst beschlossen. Doch wie muss er gestaltet sein, damit Menschen ihm nicht nur begegnen, sondern zuhören?
In der Kooperation zwischen dem Fachbereich Design der FH Münster und der Narravero geht es genau darum: Wie lassen sich Inhalte im DPP so gestalten, dass sie intuitiv verstanden, emotional erinnert und tatsächlich genutzt werden?
Ein Produkt, das spricht, braucht mehr als eine Datenstruktur. Es braucht Haltung. Und eine Sprache, die verstanden wird.
Prof. Dr. Daniel Braun, FH Münster
Prototypen, die Wirkung zeigen
Die Kooperation ist kein Theoriefeld, sie ist Werkstatt. An der FH Münster entstehen DPP-Prototypen, die zeigen, wie Daten zu Erlebnissen werden können: durch Sprache, Gestaltung, Interaktion.
Getestet wird an realen Produkten – Kleidung, Möbeln, Weinflaschen. Was passiert, wenn eine Textilfaser ihre Herkunft erklärt? Wenn ein Stuhl seine CO₂-Bilanz zeigt, ohne erhobenen Zeigefinger? Wenn ein Wein nicht nur listet, sondern erzählt?
Die Studierenden sollen den Digitalen Produktpass bewusst nicht als Formular, sondern als Bühne begreifen – als Interaktions-Impuls, der Unternehmen, Marke und vor allem den Zielen der Kreislaufwirtschaft echte Gewinne bringen kann.
Dr. Inga Ellen Kastens, CCO Narravero
Denn genau darum geht es: Nachhaltigkeit nicht als Pflicht zu vermitteln, sondern als Relevanz.
Digitaler Produktpass: Nachhaltigkeit neu denken - Ästhetik statt Moral
Wenn etwas bleiben soll, muss man es fühlen können.
Und genau das ist die Herausforderung in einer Welt der Circular Economy: Systeme zu gestalten, die nicht nur funktionieren, sondern berühren. Die Verantwortung nicht predigen, sondern erfahrbar machen.
An der FH Münster entstehen deshalb Inhalte, die Nachhaltigkeit nicht als Buzzword behandeln, sondern als erzählbare Dimension. Es geht um die ästhetische Übersetzung von Verantwortung.
Um eine Generation, die verstanden hat, dass Veränderung nicht durch Appelle entsteht, sondern durch Anschlussfähigkeit.
Vielleicht ist das die eigentliche Pointe dieser Kooperation: Dass Nachhaltigkeit aufhört, moralisch zu sein und beginnt, relevant zu werden.
Gestaltung, die sich nicht vordrängt, sondern einlädt
Wir wollen Inhalte entwickeln, die gern gelesen werden. Oder besser: Inhalte, die man gar nicht mehr lesen muss, weil sie sich von selbst erklären.
Dr. Inga Ellen Kastens, CCO Narravero
Darum stehen nicht Daten im Mittelpunkt sondern die Beziehung zwischen Produkt und Mensch. Nicht mehr linear. Nicht mehr belehrend. Sondern modular, adaptiv, zugänglich.
Und weil gute Gestaltung nicht im luftleeren Raum entsteht, fließen alle Erkenntnisse direkt in die Weiterentwicklung des "Narravero DPP" ein.
Digitaler Produktpass: Er wird nicht lauter aber klarer
Diese Kooperation zeigt, was möglich wird, wenn Technologie, Forschung und Haltung zusammenkommen.
Digitaler Produktpass & Nachhaltigkeit: Er kann weit mehr sein als ein Informationslayer. Er kann zu einem neuen Medium werden – für Nähe, Vertrauen, Nachhaltigkeit.


