Digitaler Produktpass & Kreislaufwirtschaft: EU-Parlament drängt auf Ausweitung auf Gebraucht- und Reparaturware
- Lioba Galliet

- 29. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Okt.
Was die Parlamentsentschließung signalisiert und wie Marken den Schritt jetzt strategisch nutzen können.

Europa zieht die Linie und verlängert sie
Das Europäische Parlament hat sich positioniert: Der Digitale Produktpass (DPP) soll sektorübergreifend kommen – auch für gebrauchte, reparierte und wiederaufbereitete Produkte. Dieses deutliche politische Signal enthält eine klare Botschaft: Transparenz endet nicht am Regal, sie begleitet Produkte durchs zweite Leben.
Der Effekt: Aus einer Nachhaltigkeitsmaßnahme wird eine Struktur für einen europäischen Markt, in dem Zirkularität sicht-, prüf- und kommunizierbar wird.
Digitaler Produktpass für die Kreislaufwirtschaft: Vom einmaligen Nachweis zur dauerhaften Beziehung
Bisher endete Markenverantwortung an der Kasse. Jetzt beginnt sie genau dort.Ein DPP, der weiterlebt, erzählt auch, was nach dem Kauf geschieht: Reparaturen, Ersatzteile, Weitergabe, Refurbishment, Rückführung in den Kreislauf. So wird Nachhaltigkeit überprüfbar und Vertrauen messbar über den Moment des Kaufs hinaus.
Digitaler Produktpass für die Kreislaufwirtschaft:
Der DPP wird zum Gedächtnis der Kreislaufwirtschaft und zur Beziehungsoberfläche zwischen Produkt, Marke und Mensch.
Der DPP ist kein Formular, er ist ein Systemwechsel
Der Digitale Produktpass ist kein weiteres Compliance-Tool. Er ist Europas Versuch, aus Daten Bedeutung zu machen – und Verantwortung über Zeit sichtbar zu halten.
Für Marken heißt das: Transparenz ist nicht mehr freiwillig. Vertrauen bleibt es schon. Wer beides zusammenführt, gestaltet Märkte, bevor sie reguliert sind.
Für Marken beginnt damit die eigentliche Herausforderung: Den Systemwechsel in Kommunikation und Struktur zu übersetzen.
Denken in Zyklen statt in Kampagnen
Die kommende Ausweitung zwingt Marken, das Produktleben als Erzählraum zu sehen: nicht „Launch → Sale“, sondern „Material → Nutzung → Reuse/Repair → Next Life“. Entscheidend ist, Komplexität zugänglich zu machen.
Drei strategische Chancen:
ReCommerce mit Geschichte
Gebrauchtes verliert seinen Makel – es gewinnt Identität. Der DPP gibt Second-Life-Produkten Herkunft, Zustand, Pflege- und Reparaturspur. Das schafft Wertstabilität und Vertrauen.
Service als Markenmoment
Reparatur wird Kommunikation. Jeder Serviceeintrag, jedes Ersatzteil stärkt die Markenbeziehung – nicht als Call-Center-Fall, sondern als nachvollziehbare Produktbiografie.
Nachhaltigkeit mit Beweis
Kreislaufdaten machen Haltung überprüfbar. Wer Daten früh strukturiert (Stammdaten, Materialpässe, Schnittstellen), gewinnt Tempo bei Nachweisen – und Glaubwürdigkeit in der Kommunikation.
Damit wird sichtbar: Der DPP ist mehr als Struktur, er ist Erzählstoff.
Vom Etikett zur Erzählung
Bisher endete Transparenz am Label. Jetzt beginnt sie genau dort. Der DPP erweitert das Etikett um Kontext: Woher etwas kommt, wie es gemacht wurde und was danach passiert. Marken, die diese Sprache lernen, lassen Produkte sprechen – nicht als Kampagne, sondern als kontinuierlichen Beweis.
Von „Wir sagen, wir sind nachhaltig“ zu „Unser Produkt zeigt es dir.“
Und genau dort beginnt Zukunft: wenn Produkte erzählen, was Marken bisher nur versprochen haben.
Das Europäische Parlament hat seine Position klar formuliert – inklusive der geplanten Ausweitung auf gebrauchte, reparierte und wiederaufbereitete Produkte.
Zur offiziellen Entschließung im Dokument A-10-2025-0189:


